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3+6 Vortragsreihe
Zeitgenössischer Sakralbau
Innauer Matt Architekten
4. Dezember 2019, 19 Uhr

Projekt: Bergkapelle
Schnepfau, 2017
Innauer Matt Architekten, Bezau, Österreich

Um Anmeldung wird gebeten unter info@dg-galerie.de

Der Wirmboden ist ein Vorsäss am steil abfallenden Nordhang der Kanisfluh. Dieses wird von einer Genossenschaft aus Bauern zur Beweidung des Viehs über den Sommer genutzt. Jedes Vorsäss verfügt in der Regel über eine Kapelle oder zumindest einen gemeinsamen Platz zur Abhaltung von Messen, bei denen Mensch und Vieh geweiht werden.

32 Jahre lang hatte das Vorsäss Wirmboden eine kleine Kapelle. Nebst mehrere Alphütten wurde diese jedoch 2012 durch eine Lawine vollständig zerstört. Der Wiederaufbau der verlorenen Hütten war selbstverständlich, jener der Kapelle weniger. Die größte Herausforderung war dabei nicht architektonischer, sondern zwischenmenschlicher Natur – Auftraggeber war eine ganze Genossenschaft, deren Mitglieder unterschiedlicher nicht sein könnten. Eine Lösung zu finden, die alle zufriedenstellen würde, schien zu Beginn unmöglich.

Und doch, was nun da steht ist ein Zeichen der Gemeinschaft – gemeinschaftlich erdacht, geplant und gebaut. Nach drei Jahren der gemeinsamen Planungs- und Bauzeit, also umgerechnet 6 Monate je Quadratmeter Nutzfläche, vervollständigt die kleine Bergkapelle das gewachsene Gebilde aus Hütten ganz selbstverständlich. Es entstand ein kleiner Platz, an dem man sich beiläufig trifft, Versammlungen und Feste abhält, aber auch ein Ort des Innehaltens und der Andacht.

Die einfache und elementare Ausformung der neuen Kapelle greift die Urform eines geistlichen Hauses auf und betont die Besonderheit von Ort und Nutzung. In traditioneller Weise aus gesammelten Steinen und Stampfbeton aufgemauert, birgt die äussere Hülle einen kleinen Andachtsraum. Grob gespaltene Schindeln bedecken den steil aufragenden Dachstuhl, ein schmaler, hölzerner Zugang führt in das Innere.

Bescheidenheit und Einfachheit prägen den Innenraum und schaffen einen Ort der Erinnerung und Besinnung. Tageslicht dringt diffus durch den geöffneten Dachfirst aus gestrahltem Edelstahl und unterstreicht in Zusammenspiel mit dem bläulich schimmernden Altarfenster die dem Alltäglichen entrückte Anmutung. Zwischen den eng gelegten Dachsparren hängen Bilder von Verstorbenen, denen die Wirmbödner gerne gedenken. Eingangstüre, Dachstuhl und Glockenraum über dem Eingang sind aus Haselfichte konstruiert, einem Holz, dem üblicherweise Geigen und Gitarren ihre besondere Akustik verdanken.

Die neue Kapelle wurde in gemeinschaftlicher Anstrengung der Wirmbödner ausschliesslich in Eigenleistung erbaut. Beinahe alle Genossenschaftsmitglieder brachten sich in der einen oder anderen Weise ein. Durch diesen Beteiligungsprozess entstand ein Kleinod in den Bergen, das schafft was anfangs unmöglich schien: (fast) alle zufrieden zu stellen.

Text: IMA

Zur Reihe 3+6
Reduktion und Erneuerung von Sakralbauten

In der Vortragsreihe der DG 2019 stellen Architekturbüros ihre neuesten Projekte im Bereich Kirchenumbauten und Kapellen vor. Kapellen, kleine Andachtsräume, die oftmals auf Privatinitiativen zurückgehen, haben eine lange Tradition und erfahren gerade in den letzten Jahrzehnten wieder großen Zuspruch. Sie werden genutzt als Orte der Zuflucht und Stille und werden nicht als Bastionen des Glaubens angesehen. So bilderlos der neue Sakralbau ist, so präzise werden Architektur und künstlerische Beiträge geplant.

Die Kirche untersteht dem Wandel gesellschaftlicher Werte sowie demografischer und finanzieller Rahmenbedingungen. Das geht nicht selten mit neuen Aufgaben für den Kirchenraum einher, der baulichen Veränderungen unterzogen werden muss. Teilprofanierungen oder Verkleinerungen von Kirchenräumen sind Aufträge, mit denen Architekten immer häufiger konfrontiert werden.

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