Orte der Zukunft / Häuser des Lebens
Vortrag/Diskussion von/mit Jörg van den Berg (Stiftung Federkiel, München)
Zu einem nicht realisierten Skulpturenprojekt mit Werken von Christine Borland, Stefan Kern, Thomas Locher, Richard Serra und Gerda Steiner/Jörg Lenzlinger
Jüdische Friedhöfe zählen zu den lebendigen Orten jüdischer Kultur in Deutschland, so merkwürdig das auch klingen mag. Obwohl es die jüdischen Gemeinden vielerorts nicht mehr gibt, liegen viele Friedhöfe noch so da, wie sie vor hundert und mehr Jahren gemeint waren: als Orte der Zukunft.
Der Ausstellungsmacher und Kunstwissenschaftler Jörg van den Berg, der seit Anfang des Jahres für die Münchner Stiftung Federkiel arbeitet, wird im Kontext unserer aktuellen Ausstellung ›Der letzte Garten‹ ein sehr pointiertes Projekt vorstellen: ›Echo’s Pool – fünf jüdische Friedhöfe und fünf künstlerische Einlassungen‹. Gemeinsam mit Karen van den Berg und dem Historiker Sebastian Manhart hat van den Berg Anfang des Jahrtausends dieses Konzept entwickelt und – auch in Reaktion auf die damalige Mahnmalsdebatte in Berlin – mit Christine Borland, Stefan Kern, Jörg Lenzlinger/Gerda Steiner, Thomas Locher und Richard Serra fünf Künstler eingeladen, für fünf kleine niederrheinischen Landfriedhöfe dauerhafte Installationen zu entwickeln. Vier der fünf Künstler entwarfen ‚architektonische’ Konzepte. Nicht zuletzt deshalb passt ›Echo’s Pool‹ in den Kontext einer Ausstellung, die sich mit aktuellen Bauten des Abschieds beschäftigt.
›Echo’s Pool‹ wollte in den Kontext der Auseinandersetzung mit der jüdischen Tradition in Deutschland anderes einbringen als eine bloße Rhetorik von Gedenksteinen und Mahnmalen. Es behandelte den jeweiligen Friedhof nicht als Symbol für die Abwesenheit jüdischen Lebens oder den Holocaust, sondern als ›Betha-chajim‹, als ›Haus des Lebens‹ – einen Ort gegenwärtiger Erinnerung und zugleich einen Ort der Zukunft.