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Ausstellung
Dazwischensein 3
Viron Erol Vert
2. April bis 25. April 2024

Dazwischensein 1–9
Möglichkeitsräume
2024

Dazwischensein 3
Viron Erol Vert
(Möglichkeitsraum)

Sonya Schönberger
(Filmprogramm)

Ausstellung von 2. April bis 25. April 2024 (Karfreitag geschlossen)
Eröffnung Donnerstag, 28. März 2024, 18 bis 21 Uhr

Im Jahr 2024 setzt ‚Dazwischensein’ den gedanklichen Überbau für neun kurze, künstlerische Einzelpräsentationen, die das Thema in seinen verschiedenen Aspekten untersuchen. Dazwischensein kann ein Gedanke, Zustand oder auch ein Gefühl sein. Wir wollen Dazwischensein als Möglichkeit begreifen, mehr zu sehen und verschiedene Sichtweisen gleichzeitig in sich zu erfassen.

Viron Erol Vert lädt dazu ein, den dritten Möglichkeitsraum des Jahresprogramms ‚Dazwischensein‘ als Entität und Körper wahrzunehmen, in dem Themen wie Migration und Adaption verhandelt werden können. In seinen Arbeiten, die vom Zustand und der Atmosphäre des Dazwischenseins geprägt sind, verwebt der Künstler verschiedene Kulturen, Materialien, Sprachen, Ausdrucksformen und auch Lebensauffassungen zu einer hybriden, komplementären Identität. Dies erwächst aus seiner eigenen interkulturellen Familie und Umgebung, da er zwischen Deutschland, der Türkei und Griechenland aufgewachsen ist. In seiner künstlerischen Praxis hinterfragt und untersucht der Berliner Künstler verschiedene Aspekte und Sichtweisen auf das Eigene und das Fremde.

Die ortsspezifische Installation besteht aus einem kleinen dreiseitigen Vintage Reisespiegel, der die Besucher*innen einlädt, das ‚Ich‘ im verdunkelten Raum zu verorten. Das Objekt aus den 1920–30er Jahren verkörpert durch seine Geschichte, die Themen des Reisens und der Migration. Der dreiseitige Spiegel taucht als Motiv immer wieder in der Kunstgeschichte auf. Auch Andy Warhol, dessen Selbstbildnisse von zentraler Bedeutung sind in seinem Werk, lässt sich mit einem dreiseitigen Spiegel ablichten. Ihn interessierte dabei die Neuerfindung der Identität und die Aufhebung der Subjektivität.

Die Zahl drei verkörpert in vielen Kulturen das Ganze, wie die Dreifaltigkeit. Drei steht aber auch in Verbindung mit Reflektionen zum ‚Selbst‘, wie im systemischen Modell von Sigmund Freud mit dem ‚Ich, Es und Über-Ich‘. Viron Erol Vert hat diesen dreiteiligen Spiegel mit den Wörtern ‚Else‘, ‚Where‘ und ‚From‘ versehen. Beim Blick in den Spiegel ergeben die Wörter, von den verschiedenen Ansichten gelesen, immer eine neue Bedeutung und Gewichtung. In den gegenseitigen Reflexionen erkennt man unendliche scheinende, sich reflektierende Lebenswege und ein Meandern der Wörter, der Fragen und ihrer Antworten – letztlich unseres Selbst an sich.

Die aufkommenden Themen wie Migration und Zugehörigkeit werden durch die Klangcollage ‚A, Aleph, Alif…‘ flankiert. Zu hören ist die Stimme des Künstlers, der das Buchstabier-alphabet in sieben verschiedenen Sprachen rezitiert. Es sind die Sprachen mit denen Vert aufgewachsen ist. Hier spielt die Zahl sieben eine Schlüsselrolle, denn sie ist die Zahl der Suchenden, der Denkerinnen, der Wahrheitssucherinnen oder auch ‚Gottes Zahl‘, die Zahl der Vollendung. Die Numerologie verbindet unterschiedlichste Kulturen, ihre Ursprünge gehen zurück auf Pythagoras und die Zeit zwischen 569 und 470 v. Chr.

Die Identität eines Menschen wird durch Sprache, Elternhaus und Kultur beeinflusst. Wenn Menschen ihre angestammten Orte verlassen und Grenzen überwinden, dann werden die Trennlinien, das Andere, deutlicher wahrgenommen. Grenzen eines Landes, eines kulturellen Selbstverständnisses oder eines Diskursfeldes lösen Fragen nach dem Innen und Außen, nach den möglichen Unterscheidungslinien zwischen Selbstbild und Fremdheit aus. Solche Aushandlungen berühren ernsthafte Fragen nach Identität, die entweder bestätigt und verfestigt oder auch pluraler und gespaltener entwickelt wird. Zutage treten die inneren Komplexitäten und Differenzen von Identitätskonstruktionen, sei es auf der Subjektebene oder der Ebene der Kollektive und Gemeinschaften, es ist ein Dazwischensein der Identitäten.

Viron Erol Vert (*1975 in Varel) lebt und arbeitet zwischen Berlin und dem mediterranen Raum. Vert studierte Modedesign an der ESMOD sowie der HTW Berlin, Bildende Kunst an der Royal Academy of Fine Arts in Antwerpen und Textil- und Flächendesign an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. In seiner künstlerischen Praxis hinterfragt er Identität und Affinität zu verschiedenen Aspekten und Sichtweisen des Eigenen und des Fremden. Seine persönliche Multikulturalität spielt in seinem Forschen eine Schlüsselrolle, ebenso wie die enge Verbindung zu verschiedenen Club-Kontexten Berlins. Zu seinen zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen gehören u.a. ‚Born in The Purple´, Kunstraum Kreuzberg, Berlin (2017), ‚Kösk & Kiosk´, Ruhr Ding: Schlaf, Urbane Künste Ruhr, Mülheim a.d.Ruhr (2023) und ‚The Hermit´, National Museum of Modern Art, EMST, Athen (2023). Bis vor kurzem war Vert Stipendiat der Akademie Schloss Solitude, Stuttgart.

Gesprächspartner: Christian Uhle ist Philosoph und lebt in Berlin. Er studierte Philosophie, Physik und Volkswirtschaftslehre. Als Wissenschaftler hat er zum Sinn des Lebens sowie gesellschaftlichen Transformationen geforscht und seine Perspektiven in zahlreichen Vorträgen und Gastbeiträgen öffentlich gemacht. Er war philosophischer Berater der Arte-Serie ‚Streetphilosophy‘ sowie Host mehrerer Veranstaltungsreihen.

Filmprogramm
Sonya Schönberger
Berliner Zimmer – 3 Kapitel
ca. 11 Stunden
‚Hier leben‘ mit: Dagmara Genda, Annett Gröschner, Sonja Hornung, Christa Joo Hyun D‘Angelo, Elza Javakhishvili, Kallia Kefala, Silvina Der Meguerditchian, Nnenna Onuoha, Tanja Ostojić, Barbara Panther
‚Solidarisieren‘ mit: Karin Baumert, Werner Brunner, Renate Drews, Brezel Göring und Ringo
‚Mithalten’ mit: Hannah Kruse, Wolfgang Müller, Adrian Nabi, Rosemarie Richter und Sophia Tabatadze

Das Berliner Zimmer ist ein langzeitlich angelegtes Videoarchiv der Künstlerin Sonya Schönberger. Darin erzählen Berliner*innen von ihrem Leben in der Großstadt und ihren persönlichen Erinnerungen. Die Geschichten der Menschen und die Einblicke in die unterschiedlichen Orte einer Stadt transportieren nicht nur den Zeitgeist, sondern es werden auch solche Themen und zeitrelevante Fragen festgehalten, die zeigen, wer ‚wir‘ zu diesem spezifischen Zeitpunkt an diesem Ort sind. Dem zugrunde liegt die Überzeugung, dass das große Ganze sich im Kleinen widerspiegeln und hier auf eine sehr persönliche und empathische Weise bewusst gemacht werden kann.

Die Videointerviews bilden eine Sammlung realer Einzelgeschichten der Bewohner*innen Berlins. Das digitale, künstlerische Archiv der Gegenwart wurde 2018 gestartet und soll hundert Jahre lang fortgeschrieben werden. Die ausgewählten Themen ‚Hier leben‘ ‚Solidarisieren‘ und ‚Mithalten’ wurden im Hinblick auf das Jahresprogramm Dazwischensein ausgewählt und treten in Dialog mit der Setzung im Möglichkeitsraum von Viron Erol Vert.

Sonya Schönberger (*1975) lebt und arbeitet in Berlin. Schönberger studierte Ethnologie und Philosophie an Freie Universität Berlin, Europäischen Ethnologie an der Humboldt Universität Berlin sowie Experimentelle Mediengestaltung an der UdK Berlin. Heute bewegt sie sich als Künstlerin zwischen den Medien Fotografie, Installation, Theater, Sound, Publikation und Film. In ihrer Praxis setzt sie sich mit biografischen Brüchen vor dem Hintergrund politischer oder sozialer Umwälzungen auseinandersetzt. Quelle ihrer Arbeiten sind die Menschen, die in biografischen Gesprächen über sich berichten. So sind einige Archive entstanden, aber auch bereits existierende, zum Teil gefundene Archive fließen in ihre Arbeit ein.

Programm
Eröffnung
Donnerstag, 28. März 2024, 18 bis 21 Uhr
19.30 Uhr
Begrüßung
Dr. Ulrich Schäfert, Geschäftsführender Vorstand

Videogruß zum Gründonnerstag
Eva Haller, Präsidentin der Europäische Janusz Korczak Akademie e.V.
Imam Belmin Mehic, Vorstand Münchner Forum für Islam e.V.

Einführung Ausstellung
Benita Meißner, Kuratorin

Viron Erol Vert im Gespräch mit Christian Uhle
Mittwoch, 10. April 2024, 19 Uhr

Spring & Walk
Rundgang 1 mit Catrin Morschek
Samstag, 13. April 2024, 11 bis 18 Uhr

Finissage mit Musik von ‚Leonie singt‘ (Duo-Version)
Donnerstag, 25. April 2024, 19 Uhr

Dazwischensein ist ein Projekt in Kooperation mit der Ludwig-Maximilians-Universität München, dem Urner Institut Kulturen der Alpen und der Stiftung Lucerna. Mit freundlicher Unterstützung der Curt Wills-Stiftung und der Förderung des Vereins Ausstellungshaus für christliche Kunst e.V., München. Das Projekt wurde ermöglicht durch das Förderprogramm BBK – Verbindungslinien aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst.

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Abb.: Ausstellungsansichten Dazwischensein 3, Viron Erol Vert, Fotos: Gerald von Foris

Plakat 
Dazwischensein 3
Viron Erol Vert

limitierte Auflage (10 Stück)
DIN A0, ca. 80 x 120 cm 
EUR 5,-
erhältlich im DG Kunstraum