(1) Bettina Khano 19. Januar bis 15. Februar (2) Simona Andrioletti 23. Februar bis 21. März (3) Viron Erol Vert 29. März bis 25. April (4) Andrea Wolfensberger 3. Mai bis 29. Mai (5) Manuela Illera 7. Juni bis 4. Juli (6) Katrin Bittl 12. Juli bis 8. August (7) Sandra Boeschenstein 6. September bis 2. Oktober (8) Judith Egger 11. Oktober bis 7. November (9) Cana Bilir-Meier 15. November bis 12. Dezember
Limitierte Auflage (je 10 Stück pro Setzung) DIN A0, ca. 80 x 120 cm Je EUR 5,- Erhältlich im DG Kunstraum oder unter info@dg-kunstraum.de
**Sonderplakate** Elektronische Kammermusik Pole Sunroof
limitierte Auflage DIN A0, ca. 80 x 120 cm EUR 10,-
Dazwischensein 3 Viron Erol Vert (Möglichkeitsraum)
Sonya Schönberger (Filmprogramm)
Ausstellung von 2. April bis 25. April 2024 (Karfreitag geschlossen) Eröffnung Donnerstag, 28. März 2024, 18 bis 21 Uhr
Im Jahr 2024 setzt ‚Dazwischensein’ den gedanklichen Überbau für neun kurze, künstlerische Einzelpräsentationen, die das Thema in seinen verschiedenen Aspekten untersuchen. Dazwischensein kann ein Gedanke, Zustand oder auch ein Gefühl sein. Wir wollen Dazwischensein als Möglichkeit begreifen, mehr zu sehen und verschiedene Sichtweisen gleichzeitig in sich zu erfassen.
Viron Erol Vert lädt dazu ein, den dritten Möglichkeitsraum des Jahresprogramms ‚Dazwischensein‘ als Entität und Körper wahrzunehmen, in dem Themen wie Migration und Adaption verhandelt werden können. In seinen Arbeiten, die vom Zustand und der Atmosphäre des Dazwischenseins geprägt sind, verwebt der Künstler verschiedene Kulturen, Materialien, Sprachen, Ausdrucksformen und auch Lebensauffassungen zu einer hybriden, komplementären Identität. Dies erwächst aus seiner eigenen interkulturellen Familie und Umgebung, da er zwischen Deutschland, der Türkei und Griechenland aufgewachsen ist. In seiner künstlerischen Praxis hinterfragt und untersucht der Berliner Künstler verschiedene Aspekte und Sichtweisen auf das Eigene und das Fremde.
Die ortsspezifische Installation besteht aus einem kleinen dreiseitigen Vintage Reisespiegel, der die Besucher*innen einlädt, das ‚Ich‘ im verdunkelten Raum zu verorten. Das Objekt aus den 1920–30er Jahren verkörpert durch seine Geschichte, die Themen des Reisens und der Migration. Der dreiseitige Spiegel taucht als Motiv immer wieder in der Kunstgeschichte auf. Auch Andy Warhol, dessen Selbstbildnisse von zentraler Bedeutung sind in seinem Werk, lässt sich mit einem dreiseitigen Spiegel ablichten. Ihn interessierte dabei die Neuerfindung der Identität und die Aufhebung der Subjektivität.
Die Zahl drei verkörpert in vielen Kulturen das Ganze, wie die Dreifaltigkeit. Drei steht aber auch in Verbindung mit Reflektionen zum ‚Selbst‘, wie im systemischen Modell von Sigmund Freud mit dem ‚Ich, Es und Über-Ich‘. Viron Erol Vert hat diesen dreiteiligen Spiegel mit den Wörtern ‚Else‘, ‚Where‘ und ‚From‘ versehen. Beim Blick in den Spiegel ergeben die Wörter, von den verschiedenen Ansichten gelesen, immer eine neue Bedeutung und Gewichtung. In den gegenseitigen Reflexionen erkennt man unendliche scheinende, sich reflektierende Lebenswege und ein Meandern der Wörter, der Fragen und ihrer Antworten – letztlich unseres Selbst an sich.
Die aufkommenden Themen wie Migration und Zugehörigkeit werden durch die Klangcollage ‚A, Aleph, Alif…‘ flankiert. Zu hören ist die Stimme des Künstlers, der das Buchstabier-alphabet in sieben verschiedenen Sprachen rezitiert. Es sind die Sprachen mit denen Vert aufgewachsen ist. Hier spielt die Zahl sieben eine Schlüsselrolle, denn sie ist die Zahl der Suchenden, der Denkerinnen, der Wahrheitssucherinnen oder auch ‚Gottes Zahl‘, die Zahl der Vollendung. Die Numerologie verbindet unterschiedlichste Kulturen, ihre Ursprünge gehen zurück auf Pythagoras und die Zeit zwischen 569 und 470 v. Chr.
Die Identität eines Menschen wird durch Sprache, Elternhaus und Kultur beeinflusst. Wenn Menschen ihre angestammten Orte verlassen und Grenzen überwinden, dann werden die Trennlinien, das Andere, deutlicher wahrgenommen. Grenzen eines Landes, eines kulturellen Selbstverständnisses oder eines Diskursfeldes lösen Fragen nach dem Innen und Außen, nach den möglichen Unterscheidungslinien zwischen Selbstbild und Fremdheit aus. Solche Aushandlungen berühren ernsthafte Fragen nach Identität, die entweder bestätigt und verfestigt oder auch pluraler und gespaltener entwickelt wird. Zutage treten die inneren Komplexitäten und Differenzen von Identitätskonstruktionen, sei es auf der Subjektebene oder der Ebene der Kollektive und Gemeinschaften, es ist ein Dazwischensein der Identitäten.
Viron Erol Vert (*1975 in Varel) lebt und arbeitet zwischen Berlin und dem mediterranen Raum. Vert studierte Modedesign an der ESMOD sowie der HTW Berlin, Bildende Kunst an der Royal Academy of Fine Arts in Antwerpen und Textil- und Flächendesign an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. In seiner künstlerischen Praxis hinterfragt er Identität und Affinität zu verschiedenen Aspekten und Sichtweisen des Eigenen und des Fremden. Seine persönliche Multikulturalität spielt in seinem Forschen eine Schlüsselrolle, ebenso wie die enge Verbindung zu verschiedenen Club-Kontexten Berlins. Zu seinen zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen gehören u.a. ‚Born in The Purple´, Kunstraum Kreuzberg, Berlin (2017), ‚Kösk & Kiosk´, Ruhr Ding: Schlaf, Urbane Künste Ruhr, Mülheim a.d.Ruhr (2023) und ‚The Hermit´, National Museum of Modern Art, EMST, Athen (2023). Bis vor kurzem war Vert Stipendiat der Akademie Schloss Solitude, Stuttgart.
Gesprächspartner: Christian Uhle ist Philosoph und lebt in Berlin. Er studierte Philosophie, Physik und Volkswirtschaftslehre. Als Wissenschaftler hat er zum Sinn des Lebens sowie gesellschaftlichen Transformationen geforscht und seine Perspektiven in zahlreichen Vorträgen und Gastbeiträgen öffentlich gemacht. Er war philosophischer Berater der Arte-Serie ‚Streetphilosophy‘ sowie Host mehrerer Veranstaltungsreihen.
Filmprogramm Sonya Schönberger Berliner Zimmer – 3 Kapitel ca. 11 Stunden ‚Hier leben‘ mit: Dagmara Genda, Annett Gröschner, Sonja Hornung, Christa Joo Hyun D‘Angelo, Elza Javakhishvili, Kallia Kefala, Silvina Der Meguerditchian, Nnenna Onuoha, Tanja Ostojić, Barbara Panther ‚Solidarisieren‘ mit: Karin Baumert, Werner Brunner, Renate Drews, Brezel Göring und Ringo ‚Mithalten’ mit: Hannah Kruse, Wolfgang Müller, Adrian Nabi, Rosemarie Richter und Sophia Tabatadze
Das Berliner Zimmer ist ein langzeitlich angelegtes Videoarchiv der Künstlerin Sonya Schönberger. Darin erzählen Berliner*innen von ihrem Leben in der Großstadt und ihren persönlichen Erinnerungen. Die Geschichten der Menschen und die Einblicke in die unterschiedlichen Orte einer Stadt transportieren nicht nur den Zeitgeist, sondern es werden auch solche Themen und zeitrelevante Fragen festgehalten, die zeigen, wer ‚wir‘ zu diesem spezifischen Zeitpunkt an diesem Ort sind. Dem zugrunde liegt die Überzeugung, dass das große Ganze sich im Kleinen widerspiegeln und hier auf eine sehr persönliche und empathische Weise bewusst gemacht werden kann.
Die Videointerviews bilden eine Sammlung realer Einzelgeschichten der Bewohner*innen Berlins. Das digitale, künstlerische Archiv der Gegenwart wurde 2018 gestartet und soll hundert Jahre lang fortgeschrieben werden. Die ausgewählten Themen ‚Hier leben‘ ‚Solidarisieren‘ und ‚Mithalten’ wurden im Hinblick auf das Jahresprogramm Dazwischensein ausgewählt und treten in Dialog mit der Setzung im Möglichkeitsraum von Viron Erol Vert.
Sonya Schönberger (*1975) lebt und arbeitet in Berlin. Schönberger studierte Ethnologie und Philosophie an Freie Universität Berlin, Europäischen Ethnologie an der Humboldt Universität Berlin sowie Experimentelle Mediengestaltung an der UdK Berlin. Heute bewegt sie sich als Künstlerin zwischen den Medien Fotografie, Installation, Theater, Sound, Publikation und Film. In ihrer Praxis setzt sie sich mit biografischen Brüchen vor dem Hintergrund politischer oder sozialer Umwälzungen auseinandersetzt. Quelle ihrer Arbeiten sind die Menschen, die in biografischen Gesprächen über sich berichten. So sind einige Archive entstanden, aber auch bereits existierende, zum Teil gefundene Archive fließen in ihre Arbeit ein.
Programm Eröffnung Donnerstag, 28. März 2024, 18 bis 21 Uhr 19.30 Uhr Begrüßung Dr. Ulrich Schäfert, Geschäftsführender Vorstand
Videogruß zum Gründonnerstag Eva Haller, Präsidentin der Europäische Janusz Korczak Akademie e.V. Imam Belmin Mehic, Vorstand Münchner Forum für Islam e.V.
Einführung Ausstellung Benita Meißner, Kuratorin
Viron Erol Vert im Gespräch mit Christian Uhle Mittwoch, 10. April 2024, 19 Uhr
Finissage mit Musik von ‚Leonie singt‘ (Duo-Version) Donnerstag, 25. April 2024, 19 Uhr
Dazwischensein ist ein Projekt in Kooperation mit der Ludwig-Maximilians-Universität München, dem Urner Institut Kulturen der Alpen und der Stiftung Lucerna. Mit freundlicher Unterstützung der Curt Wills-Stiftung und der Förderung des Vereins Ausstellungshaus für christliche Kunst e.V., München. Das Projekt wurde ermöglicht durch das Förderprogramm BBK – Verbindungslinien aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst.
Zum Abschluss der ersten Setzung im Jahresprogramm Dazwischensein laden wir Sie und Euch herzlich ein zur Finissage mit Musik von Melis Çom
am Donnerstag, 15. Februar 2024, 19 Uhr
Melis Çom lebt seit 2019 in München und bewegt sich als freischaffende Harfenistin im Bereich von Klassik über Neue Musik bis Jazz. Davor lebte und studierte sie 10 Jahre in Istanbul und ein Jahr in Paris. Als Orchesterharfenistin spielte sie u. a. mit den Münchner Symphonikern, dem Jewish Chamber Orchestra Munich sowie dem Presidental Symphony Orchestra of Turkey. In ihrer Konzertreihe Harp O’clock befasst sie sich mit der Verbindung von Harfe mit Elektronik, Improvisation und unterschiedlichsten Besetzungen im Duo oder Trio.
Im Rahmen des Jahresprogramms ‚Dazwischensein – Möglichkeitsräume‘ laden wir Sie und Euch herzlich ein zur ersten Ausstellung
Dazwischensein 1 Bettina Khano (Möglichkeitsraum)
Karen Irmer Sven Johne (Filmprogramm)
Ausstellung von 19. Januar bis 15. Februar 2024
Im Jahr 2024 widmet sich der DG Kunstraum in neun aufeinanderfolgenden künstlerischen Präsentationen einem einzigen Thema: ‚Dazwischensein‘ – das kann ein Gedanke, Zustand oder auch ein Gefühl sein, es ist auf jeden Fall symptomatisch für eine Vielzahl an Themen, die die heutige Gesellschaft beschäftigen. Wir wollen Dazwischensein als Möglichkeit begreifen, mehr zu sehen und uns darauf einzulassen. Auf welche Weise kann ein Ausstellungsraum auf die Entwicklungen einer Gesellschaft reagieren? Wie entsteht ein einladendes Umfeld, sodass Menschen ins Gespräch kommen, neue Ideen und Perspektiven entwickelt werden können oder man einfach nur ein wenig die Seele baumeln lassen kann? Die Kunst hat das Potential uns ins Ungewisse zu leiten und Fragen aufzuwerfen. Mit Dazwischensein möchten wir diesen Fragen nachgehen und einen Vermittlungsraum schaffen, der Ausstellungsraum bleibt, aber auch zum Verweilen einlädt.
Eine vorhangähnliche Intervention ‚Hemdchen´ von Bettina Khano teilt die Räumlichkeiten in einen Diskursraum und den Möglichkeitsraum. Der Diskursraum lädt mit seinen eigens dafür konzipierten Sitzmöbeln ein, sich mit dem kuratierten Filmprogramm und einem begleitenden Buchangebot auseinanderzusetzen. In diesem Raum laden wir auch zu Gesprächen mit jeweils einem*r Geisteswissenschaftler*in ein.
Den ersten Möglichkeitsraum bespielt Bettina Khano, die mittig ein viereckiges Stahlgerüst platziert, das von einem Geflecht aus langen, bräunlichen PVC-Streifen überzogen ist. Aus einiger Entfernung blickt eine getufte schwarze Maske, die an ein übergroßes Gesicht erinnert, auf die Konstruktion im Raum. Auf dem Boden verstreut liegen Objekte aus Glas, die Erinnerungen an herabgefallene Blätter aufrufen doch gleichzeitig eine durch Gewalt zerbrochene Flasche zu erkennen ist. Die Szene hat etwas postapokalyptisches und gleichzeitig auch ganz Urtümliches: die Zeltkonstruktion lockt die Betrachter*innen an, die weiche dunkle Maske beobachtet und die Blätter aus Glas unterstreichen die Fragilität der Szene. Die scheinbar zusammenstürzende Zeltkonstruktion lässt Vergleiche mit nicht funktionierenden Systemen aufkommen, die neu überdacht werden sollten.
Bettina Khano nähert sich in ihrem Beitrag dem Thema ‚Denken versus Fühlen‘ an. Sie beschreibt, dass sie sich bei der Konzeption der Werke auf ihre Intuition und das Agieren der Hände konzentriert hat, um das Rationale in den Hintergrund treten zu lassen. Bestimmte Regionen unseres Gehirns sind mit kognitiven Funktionen verbunden, während andere mit emotionalen Prozessen in Verbindung stehen. In vielen Situationen arbeiten Denkprozesse und emotionale Reaktionen Hand in Hand, um menschliches Verhalten zu formen. Daher ist eine ganzheitliche Betrachtung dieser Aspekte oft sinnvoll. Das Sehen und Fühlen wird von der Künstlerin absichtlich in unterschiedliche Richtungen gelenkt: das was wir sehen erscheint vertraut, ist es aber nicht, es entsteht ein wahrnehmbarer Widerspruch. Die einzelnen Objekte sind alle figürlich und haben doch etwas Abstraktes. Es ist wie ein Ende oder auch ein Anfang, ein Dazwischen eben, in dem so viel Potenzial liegt.
Bettina Khanos Vorhang begleitet den DG Kunstraum durch das Jahresprogramm. Ausgangspunkt ist die dünne, gemeine Plastiktüte, da immer noch Teil unserer Konsumwelt, obwohl meistens nur für so kurze Zeit in Gebrauch. Bettina Khano arbeitet oftmals mit industriell genutzten Materialien, die aber in neuem Zusammenhang andere Qualitäten entwickeln und eine Schönheit entfalten, die sie in ihrem üblichen Kontext nicht haben. Ihre Arbeiten beziehen den*die Betrachter*innen nicht nur visuell, sondern mit ihrer gesamten Körperlichkeit und ihren Erfahrungen ein. Emotionen werden oft als Reaktionen auf bestimmte Reize betrachtet, die eine adaptive Rolle im Verhalten spielen können. Existenzialistische Philosophen wie Jean-Paul Sartre betonen die subjektive Erfahrung und die individuelle Verantwortung. Hier könnte das Denken als eine aktive Wahl und das Fühlen als eine authentische Reaktion auf die Welt betrachtet werden.
Das Filmprogramm reagiert auf das Unbehagen und die Fragen, die sich beim Betrachten auftun indirekt. Der Film von Karen Irmer ‚Vom Fischer‘ zeigt das verschwommene Spiegelbild eines Fischers im Wasser. Die Aufnahme spielt mit unseren Sehgewohnheiten und reflektiert die Erkenntnistheorie von Platons Höhlengleichnis. Der*die aufmerksam*er Betrachter*in erahnt im Fall dieser Videosequenz zwar die Existenz einer anderen Welt, offen gelassen wird jedoch, ob er dadurch befähigt wird, aus seinem eigenen Denken und Handeln herauszutreten.
Sven Johne verwebt in seinem Film ‚Vom Verschwinden‘ die Geschichten einer Familie mit der schwindenden Landschaft der Kreidefelsen auf Rügen, die auch schon für mache*n Künstler*in zum Sehnsuchtsort wurden. Die kindliche Erzählstimme lässt den*die Zuhörer*innen erst nach und nach entdecken, dass es sich nicht um eine beunruhigende fiktive Erzählung handelt, sondern um etwas, das uns tatsächlich in Zukunft erwartet.
Zu den Personen Bettina Khano (*1972 in Hamburg) arbeitet und lebt in Berlin. Aufgewachsen in Wien, studierte sie Grafik an der Pariser Académie Julien, Freie Kunst an Londons Chelsea College und Kingston University und zeitgenössische Kunstgeschichte an der Manchester University. Khano arbeitet in unterschiedlichen Medien und Materialien wie Glas, Nebel, Spiegel, PVC, Stoff, Video und mit entsorgten Alltagsobjekten. Der Kontext definiert die Materialien, das Projekt spezifiziert ihre Verwendung. Khanos Arbeiten wurden in Europa und den USA gezeigt, u.a. im Oldenburger Kunstverein, MARTa Herford, CCA Andratx, Torrance Art Museum.
Gesprächspartner: Michael Hirsch (*1966 in Karlsruhe) ist promovierter Philosoph, Politikwissenschaftler und Kunsttheoretiker. Er studierte Politikwissenschaft, Philosophie und Neuere Geschichte in Freiburg und Paris. Er lehrt politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Siegen und lebt als freier Autor in München. Zuletzt veröffentlichte er das Buch ‚Kulturarbeit. Progressive Desillusionierung und professionelle Amateure‘.
Karen Irmer (*1974 in Friedberg) studierte an der Akademie der Bildenden Künste München. Irmers Arbeit speist sich aus langen Aufenthalten in der rauen, einsamen Natur und unbewohnten wie karge Gegenden, meist bei schlechter Witterung. Auf der Suche nach Bild- und Filmmaterial reist sie ins arktische Lappland, nach Schottland und Irland und oftmals auf entlegene kleine Inseln. Sie erschafft Werke, in denen die Grenzen zwischen realer und vorgestellter Welt verwischen.
Sven Johne (*1976 in Bergen auf Rügen) ist Fotograf, Regisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent. Er studierte Germanistik, Journalismus und Namensforschung an der Universität Leipzig sowie Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Johnes dokumentarisch-fotografische Konzeptarbeiten spüren Geschichten nach, die zumeist von einer verstörenden Paradoxie geprägt sind: Der Suche nach persönlicher Erfüllung und dem Wunsch, ein gutes Leben zu führen, dem Einfluss und den tiefgreifenden Auswirkungen geschichtlicher Ereignisse auf individuelle Biografien und dem kläglichen Scheitern gesellschaftlicher Modelle und privater Lebensutopien.
Filmprogramm Karen Irmer Vom Fischer/The Fisherman, 2015/2016 Film, 11 Minuten
Sven Johne Vom Verschwinden, 2022 Film, 15:50 Minuten Sven Johne & Anton Rieloff (Skript), Anton Rieloff (Erzähler), Hilmar Schnick (Geologische Beratung), Dawn Michelle d’Atri (Übersetzung), Steve Kfoury & Sven Johne (Kamera, Beleuchtung), Martin Freitag (Studioaufnahme), Sven Voß & Sven Johne (Schnitt), Sven Voß (Grading, Ton, Untertitel).
Programm
Eröffnung Donnerstag, 18. Januar 2024, 18 bis 21 Uhr 19.30 Uhr Begrüßung Lioba Leibl, Geschäftsführender Vorstand Einführung Benita Meißner, Kuratorin
Bettina Khano im Gespräch mit Dr. Michael Hirsch Donnerstag, 1. Februar 2024, 19 Uhr
Finissage mit Musik von Melis Çom Donnerstag, 15. Februar 2024, 19 Uhr
Öffnungszeiten während laufender Ausstellungen Dienstag bis Freitag, 12 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung
Wir laden herzlich ein zur Eröffnung der Ausstellung ‚Rosa Immergruen – Zeitgenössische Kunst und lyrische Zeitreise‘ im DG Kunstraum am
Donnerstag, 25. Mai 2023, 18 bis 21 Uhr 19.30 Uhr Begrüßung Dr. Ulrich Schäfert, Geschäftsführender Vorstand Einführung Benita Meißner, Kuratorin
In der Ausstellung ‚Rosa Immergruen‘ werden Blumenmotive zum Spiegel unserer Gedanken und Gefühle. Die großen Themen des Lebens wie Liebe, Freude oder auch Trauer werden mittels Blumen seit Menschengedenken zum Ausdruck gebracht. Über verschiedene Regionen und Kontinente, Epochen und Systeme hinweg zeugen sie von der Verbindung des Menschen zur Natur.
Die zeitgenössischen Werke in der Ausstellung werden von Gedichten aus unterschiedlichen Epochen begleitet, die zu einer lyrischen Zeitreise einladen. Die eingesprochenen Gedichte umgarnen das Gesehene akustisch und machen die Bandbreite menschlicher Beziehungen zur Blume über alle Zeiten hinweg offenkundig. Im Kontrast dazu steht die Zerstörung von Lebensräumen sowie der unablässig voranschreitende Biodiversitätsverlust der heutigen Zeit. Solastalgie macht sich breit, die Sehnsucht nach einer lebendigen Natur ist spürbar, denn nicht nur wir, sondern zukünftige Generationen sind von ihr abhängig. Die von den Künsten verehrte Blüte erscheint in ihrer unwiderstehlichen Pracht die Rolle einer Vermittlerin einzunehmen, die uns an dieses elementare Wechselspiel erinnert.
Die Arbeiten im Raum zeigen die Bedeutungserweiterung und die künstlerische Aktualität dieses Motivs: von der formalen Auseinandersetzung, dem Nachdenken über sich selbst, über gesellschaftspolitische bis zu genderspezifischen Fragestellungen. Was ist die Blume für uns heute? Welche Relevanz werden wir ihr in Zukunft einräumen? Die Blume erscheint in diesem Zusammenhang wie ein leeres Gefäß, in das alle, ob Kunstschaffende oder –betrachtende, eigene Interpretationen hineinfüllen können.
Sophie Schmidt, Radicchicofrau in Blütenglut, 2022, 200 x 300 cm, Kohle, Aquarell & Acryl auf Leinwand, Foto: Thomas Splett
Ausstellungstitel entlehnt von der gleichnamigen Publikation ‚Rosa Immergruen – ein Florilegium‘ von Barbara Bongartz, Barbara Köhler, Suse Wiegand, Verlag für moderne Kunst Nürnberg, 2002
Titelbild: Miron Schmückle, Hortus conclusus, Serie 32, 2003, C‑Prints auf AluDibond, 12 Stück je 80 x 53 cm
Federico Delfrati ‚The Library of Jane Goodall‘, Nazareth KircheFederico Delfrati ‚The Library of Jane Goodall‘, Nazareth Kirche
Aufführung mit Jane Goodall’s Library Choir unter Leitung von Christian Seidler
Evang.-Luth. Nazarethkirche Barbarossastraße 3 81677 München
“The Library of Jane Goodall“ ist ein Konzert experimenteller Musik mit Synthpop-Anklängen und eine Performance, die durch einen narrativen Faden miteinander verbunden sind, der mal von einer Stimme erzählt und gesungen, mal von einem Chor und vier Synthesizern gespielt wird.
Das zentrale Thema der Geschichte ist inspiriert von den Schriften Hans Blumenbergs über den Moment, in dem der letzte Affe zum Menschen wurde, weil er sich mit einem Steinwurf verteidigte. Indem er die erste räumliche Distanz zwischen sich selbst als Beute und seinem Raubtier mit Hilfe eines Objekts herstellte, begann der letzte Primat, sein eigenes Ich wahrzunehmen. Von diesem Moment an waren es gerade die Entfernungen, die als leere Räume zwischen den Körpern verstanden wurden, die die Phasen abgrenzten, in denen der Geist begann, die Zeit in einer erweiterten Weise wahrzunehmen, sich selbst zu hinterfragen, zu antizipieren.
Die Performance dekonstruiert diese Etappen rückwärts in mögliche Kapitel, jedes mit einer anderen Erzählstimme (einer Generation von Köpfen), die zwanghaft versucht, sich selbst zu verstehen und ihrer Existenz einen Sinn zu geben, indem sie sich auf einen Mythos, eine Autorität, eine Mutter beruft – eine Figur, die hier von der britischen Primatologin Jane Goodall repräsentiert wird.
In den letzten Jahren hat sie sich zu einer Verfechterin der Rechte aller Tierarten mit starkem ökologischem und naturschützerischem Charakter entwickelt. 50 Jahre lang hat sie das Leben, das Verhalten, die „Kultur“ und den Tod unzähliger Generationen von Schimpansen untersucht. Sie besitzt die Bibliothek mit allen Notizen, Studien und Antworten, die für die studierten Subjekten unverständlich sind. Es ist die Figur des Gott-Wissenschaftlers und des Wissenschaftler-Gottes, der hier eine nicht wertende Rolle einnimmt, analytisch und stumm gegenüber den Obsessionen ihrer Untertanen. Und die “Distanz” zwischen den Fragen und einer möglichen Antwort wird immer größer, denn die Kapitel des Konzerts erzählen von einer Zeit, die rückwärts läuft, bis der Stein geworfen wird.
So singen Generationen von Menschen, Hominiden und Affen:
Jane, Jane, did you read them all, Jane? Tell me how to behave, Like the boy in your cage.
Jane, Jane, where’s the start of the maze? Am I part of your game? Are there rules to be played by?
Jane Jane, did you read them all, Jane? Tell me how to behave, Tell me how to behave.
Die Veranstaltung wird im Rahmen des Ausstellungsprojektes Auf der Suche… durchgeführt. Die Performance ist als Video während der Laufzeit der Ausstellung im DG Kunstraum und in der Evang.-Luth. Nazarethkirche zu sehen.
Die ganze Produktion ist auch zu hören auf Spotify.
„In unserer Gesellschaft wird Weiblichkeit gleichgesetzt mit Fürsorglichkeit. Frauen sind zuständig für emotionale Zuwendung, für Harmonie, Trost und Beziehungsarbeit – für Tätigkeiten also, die unsichtbar sind und kaum Anerkennung oder Bezahlung erfahren.“ (aus: Die Erschöpfung der Frauen: Wider die weibliche Verfügbarkeit, von Franziska Schutzbach)
Mit ihrer Kunst mischt sich Gabi Blum in politische Debatten ein und weist unter anderem immer wieder auf die prekäre Situation von Künstler:innen hin. Kirsten Kleie hatte von 2019 bis 2021 einen Lehrauftrag an der Akademie der Bildenden Künste München mit dem Titel: ‚KlasseMusterFrau – 100 Jahre Öffnung der Akademie der Bildenden Künste für Frauen‘. Beide engagieren sich in unterschiedlichen Initiativen wie z.B. K&K – Bündnis Kunst und Kind, das sich für die Interessen von Künstler:innen mit Kindern einsetzt.
Gabi Blum www.gabiblum.de ist Künstlerin, Kuratorin und Aktivistin. Sie kombiniert raumgreifende begehbare Installationen mit Performance, Malerei und Video. Ihre meist ortsspezifisch konzipierten Arbeiten arrangieren Menschen in kulissenartigen stereotypen Räumen und verstehen sich als prozesshafte experimentelle Anordnung von Material, Akteur:in und zeitbasierten Medien.
Mit ihrer Kunst mischt sie sich in politische Debatten ein und weist unter anderem immer wieder auf die prekäre Situation von Künstler:innen hin, ist Mitbegründerin der Initiativen #EXIST – Raum für Kunst in München und K&K – Bündnis Kunst und Kind . Zusammen mit Mitgründerin Anna Schölß und mehr als 100 Anhänger:innen setzt sich K&K für die Interessen von Künstler:innen mit Kindern ein, schafft sich eine eigene Plattform, Sprachrohr und Stimme.
Kirsten Kleie www.kleie.net Studium an der Bayerischen Staatslehranstalt für Photographie, Studium der Philosophie an der LMU München und an der Akademie der Bildenden Künste, München, Diplom als Meisterschülerin, 2014
Lehrtätigkeit 2019 – 2021 Lehrauftrag an der Akademie der Bildenden Künste, München Projekt ‚KlasseMusterFrau – 100 Jahre Öffnung der Akademie der Bildenden Künste für Frauen‘ 1997 – 2001 Dozentin für Fotografie an der Münchner Volkshochschule
Mitglied in folgenden Verbänden und Netzwerken seit 2020 2. Vorstand des Sozialfonds e.V. des Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler München und Oberbayern e.V. seit 2019 GEDOK München – Gemeinschaft der Künstlerinnen und KunstförderInnen seit 2019 K&K Bündnis von und für Künstlerinnen mit Kindern seit 2017 Beisitzerin im Sozialfonds e.V. des Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler München und Oberbayern e.V. seit 2015 Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler München und Oberbayern e.V.
Ausstellungsansicht, ‚Wieder und Wieder. Ritual, Kontemplation, Obsession‘, Gruppenausstellung, DG KunstraumAusstellungsansicht, ‚Wieder und Wieder. Ritual, Kontemplation, Obsession‘, Gruppenausstellung, DG KunstraumAusstellungsansicht, ‚Wieder und Wieder. Ritual, Kontemplation, Obsession‘, Gruppenausstellung, DG Kunstraum
In der Gruppenausstellung geht es um Wiederholungen, um künstlerische Tätigkeiten, die in den Alltag der Ausübenden, meist nach einem genau ausgeklügelten Stundenplan, fest integriert wurden. Die meisten Werke werden in kleinen unterschiedlichen Raumskulpturen präsentiert, die jeweils nur von ein bis zwei Besuchern betreten werden dürfen. Der viel beschworene „Dialog der Arbeiten“ findet nur in den Gedanken der Besucher statt.
Rituale können zum Symbol einer Gemeinschaft werden. Sie verwandeln nach Byung-Chul Han das In-der-Welt-sein in ein Zu-Hause-Sein. Sie machen aus der Welt einen verlässlichen Ort. Sie machen die Zeit bewohnbar, sie machen sie begehbar wie ein Haus. Unsere Gegenwart ist vom Verlust der Rituale geprägt, denn das Außergewöhnliche wird zum Alltäglichen, wird somit flach und seiner Bedeutung entleert. Die gleichförmige, ständige Intensität medialer Reize durch Smartphones und soziale Medien führt zur Verflachung unserer Aufmerksamkeit. Die ausgewählten vier Videoarbeiten der Ausstellung verhandeln das Thema des Rituals und der Kontemplation sowie ihrer Bedeutung für unser Leben.
In einer Videobox wird an jedem Wochentag ein jeweils anderer Videofilm gezeigt.
Künstler Peter Granser Lars Koepsel Claudia Starkloff Ignacio Uriarte
Videobox Dienstag: Judith Albert, Wandlung, 2011 Mittwoch: Anne Pfeifer & Bernhard Kreutzer, Walking through Gwangju, 2019 Donnerstag: Thomas Thiede, Standartbibel, 140212–200314 Freitag: Lin Wei-Lung, Circulation Tianfu District, 2015–2016
In der Vortragsreihe der DG 2019 stellen Architekturbüros ihre neuesten Projekte im Bereich Kirchenumbauten und Kapellen vor. Kapellen, kleine Andachtsräume, die oftmals auf Privatinitiativen zurückgehen, haben eine lange Tradition und erfahren gerade in den letzten Jahrzehnten wieder großen Zuspruch. Sie werden genutzt als Orte der Zuflucht und Stille und werden nicht als Bastionen des Glaubens angesehen. So bilderlos der neue Sakralbau ist, so präzise werden Architektur und künstlerische Beiträge geplant.
Die Kirche untersteht dem Wandel gesellschaftlicher Werte sowie demografischer und finanzieller Rahmenbedingungen. Das geht nicht selten mit neuen Aufgaben für den Kirchenraum einher, der baulichen Veränderungen unterzogen werden muss. Teilprofanierungen oder Verkleinerungen von Kirchenräumen sind Aufträge, mit denen Architekt*innen immer häufiger konfrontiert werden.
Um Anmeldung für die einzelnen Vorträge wird gebeten unter info@dg-galerie.de