Performance im Rahmen der Ausstellung ‚Rosa Immergruen. Zeitgenössische Kunst und lyrische Zeitreise‘ und des Flower Power Festival München im DG Kunstraum am 28. Juli 2023.
Im Rahmen der Ausstellung Rosa Immergruen liess die Künstlerin einen Cyborg namens Radicchiofrau entstehen.
Sophie Schmidt tritt in ihren Performances als hybrider Körper auf. Mit Alltagsgegenständen erweitert sie ihren Körper prothesenartig. Diese Erweiterungen orientieren sich an der Denkfigur ‚die Cyborg‘ der utopischen Feministin Donna Haraway: Es sind vielfach verbundene Körper, Mensch, Tier und Maschine in einem und damit auch gelebte soziale Beziehungen und weltverändernde Fiktion. Der Körper erfährt in ihren sogenannten Aktivierungen eine Transformation, die Grenzen zwischen verschiedenen Seinsformen zu überwinden versucht.
Gesellschaftlich konstruierte Erzählungen über den Körper werden neu verhandelt. Schmidts Prothesen stolpern, verlangsamen und verkomplizieren. Sie sind freundlich, aber auch widerständig. Sie lachen, schreien, weinen und verstören. Sie zerstören und scheitern, um aufs Neue zu beginnen. Von ihr geschriebene, auf ihre eigene Weise poetische, laut gesprochene oder gesungene Texte schlagen Brücken zwischen Zeichnungen, Gemälden und Skulpturen. Im Rahmen der Ausstellung Rosa Immergruen präsentiert Schmidt im DG Kunstraum eine Aktivierung der Radicchiofrau…And The Brooklyn Based Crab.
Katalog 158 erscheint begleitend zur Ausstellung ‚Rosa Immergruen‘ im DG Kunstraum der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst e.V. vom 26. Mai bis 3. August 2023 im Rahmen des Flower Power Festival München.
Der Katalog ist für € 9,00 im DG Kunstraum zu erhalten oder bestellbar (plus Porto bei Versand) unter info@dg-kunstraum.de
Herausgeber*innen: Benita Meißner, Dr. Walter Zahner (1. Vorsitzender DG) Texte: Dr. Isabel Kranz, Benita Meißner, Dr. Judith Elisabeth Weiss Lektorat: Daniela Lange Gestaltung: Bernd Kuchenbeiser Projekte Druck: DZA Druckerei zu Altenburg Fotos: Gerald von Foris
DG Kunstraum Diskurs Gegenwart Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst e.V. Finkenstraße 4 80333 München Telefon +49(0)89 28 25 48 info@dg-kunstraum.de www.dg-kunstraum.de
Geschäftsführerin und Kuratorin: Benita Meißner Assistenz der Geschäftsführung: Manuela Baur Kommunikation und kuratorische Assistenz: Daniela Lange
Dank Wir bedanken uns bei allen Künstler*innen und Autor*innen für die Unterstützung des Projektes. Wir bedanken uns für die großzügige Förderung beim Verein Ausstellungshaus für christliche Kunst e.V., München und beim Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.
wir verabschieden uns im August in die Sommerpause und freuen uns, Sie und Euch zur Open Art und unserem Doppelpass VI wieder zu begrüßen.
Unser Sommertipp In Vorgriff auf unser kommendes Programm für 2024 empfehlen wir wärmstens einen Besuch beim Alpentöne Festival vom 17. bis 20. August 2023:
Als Auftakt von einem Ausstellungs- und Publikationsprojekt in Zusammenarbeit mit der Evangelisch-Theologischen Fakultät der LMU im nächsten Jahr wird im Rahmen des diesjährigen Musikfestivals auch eine Interventionstagung mit Vorträgen über religiöse Praktiken in den Alpen mit Historikerinnen, Kultur‑, Literatur- und Religionswissenschaftlerinnen stattfinden.
Wir wünschen Ihnen und Euch eine erholsame Sommerzeit und freuen uns auf ein Wiedersehen im Herbst!
Mit der Einzelausstellung ‚Sichtlinien des Möglichen‘ 2019 präsentierte die DG neuere Werke der österreichischen Künstlerin Brigitte Kowanz (*13. April 1957 bis † 28. Januar 2022). Nicht erst seit ihrem überzeugenden Auftritt im Österreichischen Pavillon auf der Biennale von Venedig 2017 wurde ihr Werk international bekannt. Bereits seit den 1980er Jahren konzentrierte sich ihr Schaffen auf Zeichen und Sprache, die mittels Neonlicht zu leuchtenden Codes werden. Diese fungieren als visuelle Poesien als auch analytisch präzise Definitionen gleichermaßen.
Auftakt der Ausstellung ist die Einweihung einer eigens für die Räumlichkeiten konzipierten Arbeit der Künstlerin, die die DG mit dem Verein Ausstellungshaus für christliche Kunst e.V. in Auftrag gegeben hat und die nun in einer Dauerausstellung zu sehen ist.
Die Lichtinstallation besteht aus drei interagierenden Kuben aus Zweiwegspiegeln, Spiegeln und Neonschriften. Die Leuchtschriften sind auf einem Innenkubus aus Glas montiert. Der Text ‚Sichtlinien des Möglichen‘ erstreckt sich über die drei Kuben und innerhalb der Außenkuben über verschiedene Seiten der Innenkuben in weißem und gelbem Neonlicht.
Die Skulptur befindet sich im Innenraum des DG Kunstraum und öffnet sich über die Glasfassade zum Außenraum. Damit wird sie zu einem wahrnehmbaren Lichtzeichen im Straßenbild. Die Arbeit kann aus unterschiedlichen Entfernungen und Blickwinkeln wahrgenommen werden und erschließt dabei immer neue Lichträume. Es ist das erste Kunstwerk, das den neuen Räumen in der Finkenstraße eine langfristige Prägung geben wird.
Als Sichtlinie bezeichnet man die Linie, von der aus eine Straße oder Kreuzung eingesehen werden kann. Der Text zielt nicht auf eine eindeutige Aussage ab, vielmehr eröffnet er immer neue Perspektiven, eine Vielzahl an visueller und ideeller Ebenen. Doch das Werk markiert auch eine Grenze zwischen dem großen Ganzen, der Siemens Konzernzentrale, und dem darin integrierten nicht kommerziellen Bereich des christlichen Kunstvereins. Hier ist alles möglich, da die Künstler ihrer Kreativität freien Lauf lassen können.
Ein Stückchen weiter entlang des Altstadtrings findet man eine weitere Installation von Brigitte Kowanz, in der die Bewegungen und die Dynamik des städtischen Raums aufgegriffen und gespiegelt werden. Wie eine dreidimensionale Filmsequenz wirken die Lichtobjekte an der Fassade der Zentrale des Goethe-Instituts am Oskar-von-Miller-Ring. Durch Brigitte Kowanz nach Außen sichtbare Lichtarbeit im DG Kunstraum in der Finkenstraße und durch das Werk ‚Lichtpartitur‘ (2000) am Goethe-Institut entsteht eine gedachte Linie, ein Weghinweis der Richtung Kunstareal zielt.
Brigitte Kowanz über ihre Arbeit: „Licht ist der Grundstock für alles, die Grundlage für Leben. Es macht alles sichtbar und ist dabei selbst unsichtbar. Dabei ist es immer wieder eine neue Herausforderung, mit Licht als Material zu arbeiten. Vor allem, weil es so vielfältig ist. Mit Licht lassen sich Räume erzeugen, man kann damit aber auch informieren und Daten transportieren. In Lichtgeschwindigkeit.“
Wir freuen uns sehr über die Kooperation mit der Münchner Malakademie seit dem Sommersemester 2023.
Der DG Kunstraum bietet als Ort für zeitgenössische Kunst Inspiration und Räumlichkeiten für die Praxis: Ein breites Kursprogramm für Einsteiger:innen und Fortgeschrittene z.B. Collagen-Workshops, Urban Sketcher, Portrait Zeichenkurse, Figur in Bewegung oder Führungen durch die aktuellen Ausstellungen. Die Malakademie ist Teil des Münchner Bildungswerks und Deutschlands größte Einrichtung der katholischen Erwachsenenbildung.
Blumen als Vermittler zwischen Mensch und Natur. Lyrische Texte und Blumenmotive als Spiegel unserer Gedanken und Gefühle.
In der Ausstellung Rosa Immergrün sind Blüten nicht nur Schmuckelemente, sondern auch Motiv der Bildenden Kunst – vermittelt über Gedichte aus unterschiedlichen Epochen. Eine nicht nur lyrische Zeitreise also, die Mensch und Natur über die Blume verbindet. Die Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst zeigt 10 Künstlerinnen und Künstler und macht durch alle Epochen fast 20 Autorinnen und Autoren hörbar. Zu Gast bei Markus Stampfl im Culture Talk ist die Kuratorin der Ausstellung Benita Meißner.
In der Ausstellung ‚Rosa Immergruen‘ werden Blumenmotive zum Spiegel unserer Gedanken und Gefühle. Die zeitgenössischen Werke in der Ausstellung werden von Gedichten aus unterschiedlichen Epochen begleitet, die zu einer lyrischen Zeitreise einladen. Die eingesprochenen Gedichte umgarnen das Gesehene akustisch und machen die Bandbreite menschlicher Beziehungen zur Blume über alle Zeiten hinweg offenkundig. Die Blume erscheint in diesem Zusammenhang wie ein leeres Gefäß, in das Alle, ob Kunstschaffende oder –betrachtende, eigene Interpretationen hineinfüllen können.
Hier geht’s zur lyrischen Zeitreise
Autor*innen Ingeborg Bachmann Gottfried Benn Inger Christensen Hilde Domin Nora Gomringer Andreas Gryphius Klára Hůrková Barbara Köhler Gertrud Kolmar Christian Morgenstern N.N. Rainer Maria Rilke Salomon Sappho Muhammad Schams ad-Din Hafis Kurt Schwitters Ludwig Steinherr Walther von der Vogelweide Johann Wolfgang von Goethe
Im Rahmen der Ausstellung ‚Kirche Raum Gegenwart‘ Anfang 2023 wurden in den Sommermonaten 2022 ortsspezifische Projekte für vier Kirchengemeinden von einem Gremium aus dem Vorstand der DG sowie der DFG-Forschungsgruppe Sakralraumtransformation Transara in Auftrag gegeben und von jeweils einem Duo aus Kunstschaffenden oder Architekt*innen mit Bezugspersonen der Gemeinden vor Ort entwickelt.
Es sind sehr unterschiedliche Ansätze, die jeder auf eigene Art und Weise dazu einladen über ‚aufgeschlossene Kirchenräume‘ nachzudenken – Kirchen, die liturgische Orte bleiben und sich gleichzeitig für Neues öffnen. Dabei steht eine nachhaltige Transformation der Räume im Zentrum, die sich nicht nur über architektonische Lösungen, sondern vor allem über inhaltliche Neubeschreibungen definiert.
Die vier Projektkirchen
Empfangshalle ,Wengenkirche‘ St. Michael, Ulm
St. Michael zu den Wengen, auch Wengenkirche genannt, ist die einzige römisch-katholische Gemeindekirche in der Ulmer Altstadt. Ein erheb licher Teil der Kloster- und Kirchenanlage wurde während des Zweiten Weltkriegs zerstört. Der nüchtern ausgefallene Neubau wurde im 90°Grad- Winkel an den noch erhaltenen gotischen Westgiebel angebaut. Der Ausgangspunkt für das Künstlerduo ‚Empfangshalle‘ war das vorhandene Potenzial zu nutzen um den Kirchenkomplex mit Leben zu füllen und die Wahrnehmbarkeit des Kirchenbaus im Stadtraum zu erhöhen. Die Wengenkirche schließt an ein neu gebautes, hochpreisiges Areal an und liegt zentral zwischen Hauptbahnhof und Fußgängerzone. Soziale Einrichtungen oder Kindertageseinrichtungen wurden nicht eingeplant, diese werden aber unter anderem von der Kirche angeboten. Der Schwesternkonvent bietet einen Imbiss für Bedürftige an. Der Platz vor der Kirche ist ein Treffpunkt für Menschen, die an anderen Stellen der Stadt unerwünscht sind. Immer wieder sind dort auch Gruppen von Jugendlichen anzutreffen. Die ‚Empfangshalle‘ entwickelte ein Konzept, bei der die Kirche zu einer besonderen Art von zunächst körperlicher, aber auf einer weiteren Ebene geistiger und sozialer Fitness lädt: beim Lauftraining am Laufband können Pilgerrouten bereist werden. Per Videobildschirm ‚bewegt‘ man sich auf Pilgerwegen weltweit. Die Fitnessgeräte erzeugen dadurch Strom, der auf unterschiedlichen ‚Laufkonten‘ angespart und für soziale Zwecke eingesetzt wird. Das Pilgern im Fitnessstudio der Wengenkirche wird über eine LED-Anzeige auf dem Kirchturm ablesbar. Der Kirchturm wird so zur Leuchtskulptur. Um den Gemeindesaal unterhalb des Kirchenraums zu beleben wäre ein direkter Zugang von der Wengengasse von Vorteil. Das Künstlerduo schlägt vor, den Anbau der 1990er Jahre mit den Oberlichtern zu entfernen und die Räume über Sitzstufen und Treppen zur Straße hin zu öffnen. Der Gemeindesaal soll niederschwellige Angebote unterbreiten in Form von sportlichen Aktivitäten (z. B. in einem Boxring), die auch für die Sozialarbeit mit Jugendlichen attraktiv sind.
Jutta Görlich und Peter Haimerl Lätare Kirche, München-Neuperlach
Die evangelische Lätare-Gemeinde wurde im Zuge des Baus der Satellitenstadt Neuperlach in den 1970er Jahren gegründet. In seinen Anfängen war Neuperlach durch den Zuzug vieler junger Familien geprägt. Heute sind 60% der Menschen ohne Religionszugehörigkeit, nur knapp 7 % sind evangelisch, die Hälfte der Gemeinde ist über 60 Jahre alt. Der demografische Wandel sowie die Krise der Kirchen setzen der Gemeinde zu. Jutta Görlich führte im Sommer 2022 mit Mitar- beiterinnen der Kirche Interviews, die zeigten, wie widerständig, leidenschaftlich und hoffnungs- voll diese sind. Neben der seelsorgerischen Arbeit stemmen sie ein kleines, aber attraktives Angebot: Gottesdienste, Kirchenkaffee und Outdoorkino, Konzerte, Lesungen, Tanz, Altenkreis, Grillabende, Posaunenchor und Gesang. Leider wissen noch zu wenige Neuperlacherinnen davon. Die Architektur des Ensembles wirkt zurückhaltend: Dunkel duckt sich das Pfarrzentrum in die höhere umgebende Wohnbebauung. Da ein Kirchturm von jeher fehlt, ist die Gemeinde im öffentlichen Raum kaum sichtbar. Jutta Görlich und Peter Haimerl treten dem Verlust der ästhetischen Ausdruckskraft des im Stil der 1970er-Jahre Funktionalismus gestalteten Neuperlacher Areal entgegen und stellen den drei Backsteinkuben des Kirchengeländes einen zeitgenössischen Kirchturm bei. An der etwa 25 Meter hohen, mit farbigen LEDs in Orange und Hellblau beleuchteten fragilen Stahlkonstruktion werben christliche Symbole für die kirchlichen Angebote. Diese Motive werden ergänzt durch Zeichen für rein weltliche Inhalte wie Kino, Musik und Kaffee. Im mittleren Bereich wirbt eine großformatige Leuchtschrift mit dem Schriftzug ‚Welcome to Fabulous Laetare Neuperlach‘. Seinen Abschluss findet der Turm in einem großen leuchtenden Stern, der – von Weitem sichtbar – auf das Kirchenareal verweist und von weiteren Symbolen flankiert wird: dem Zeichen für Unendlichkeit, ineinander verschlungenen Ehe-Ringen, einem Notenschlüssel, einem Fragezeichen und das @-Zeichen. Der neue Kirchturm macht auf humorvolle und populäre Weise die bisher im Verborgenen wirkende Gemeinde im Stadtraum Neuperlachs sichtbar. Er ist identitätsstiftend und spiegelt das reiche Angebot, aber auch das Selbstverständnis der Gemeinde als weltoffene, aktive und an Diversität begeisterte Gemeinschaft.
Ludwig Hanisch und Karina Kueffner St. Wendelin, Langenprozelten am Main
Die katholische Pfarrkirche St. Wendelin wurde 1928 gebaut und ist seitdem Wahrzeichen und Mittelpunkt von Langenprozelten. Über die Jahre wurde das ursprüngliche Gestaltungskonzept des Raumes verändert und überlagert: der Bereich unter der großen Empore erscheint zu dunkel, der Raum mit den leeren Kirchenbänken zu groß. Es existiert ein diffuses Gefühl der Heimatlosigkeit in der Gemeinde, begründet durch einen fehlenden festen Pfarrer vor Ort, sowie eines nicht (mehr) aktiven Kirchenlebens mit einer generationenübergreifenden Gemeinschaft. Das Künstlerduo erarbeitete zwei Ansätze für eine Neuausrichtung von St. Wendelin: Der Blick richtet sich einmal auf mögliche (innen-)architektonische Veränderungen sowie auf einen Vorschlag für eine veränderte Außenwahrnehmung. Zwei Modelle der Kirche (Maßstab 1:100) vermitteln hierzu eine Vorstellung: Im Modell 1 sind die Bänke unter der Empore herausnehmbar. Mit dem künstlerischen Eingriff ‚Colour Stripes‘ wird eine Abtrennung installiert, die den hinteren Raum in zwei neue Bereiche aufteilt. Modell 2 geht einen Schritt weiter und zeigt einen einheitlichen weißen Anstrich des Innenraums; zudem sind einige kirchliche Gegenstände zu gunsten eines klaren Erscheinungsbildes herausgenommen worden. Der Raum erhält eine mobile Bestuhlung. St. Wendelin beherbergt eine nicht verifizierte Zahl an Engelsfiguren und ‑köpfen an den großen Haupt- und Seitenaltären, welche laut der Gemeinde immer wieder während des Kirchenbesuchs gezählt werden. Unter dem Titel #43Engel kann um St. Wendelin eine Art Stadt-Image aufgebaut werden, das der Kirche und Langenprozelten aus seiner un- gewollten Isoliertheit heraushilft. In Form eines Kulturangebotes können passende Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und Themenpredigten angedacht werden. Unter #43Engel ist ebenso ein virtueller Fingerabdruck im Internet und in den sozialen Medien denkbar, der das Konzept der Offenheit, Transformation und Kommunikation verbreitet. Gestalterisch würde ein farbiger Neonlichtschriftzug im Eingangsbereich der Kirche auf die 43 Engel hinweisen.
Ursula und Tom Kristen ‚Leutekirch‘ St. Martin, Leutkirch
Seit 2015 beschäftigt sich die katholische Kirchengemeinde von Leutkirch im Rahmen des von der Diözese Rottenburg-Stuttgart angeregten Prozesses ‚Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten‘ mit der Frage, wie ihre Kirche zukünftig gestaltet werden soll. Geistliche Erneuerung, pastorale Ausrichtung und Profilierung sowie deren Umsetzung vor Ort waren und sind dabei die Schwer- punkte einer intensiven, ganzheitlichen Auseinandersetzung. Im Juni 2022 fand unter dem Titel ‚Gedanken-Sprung‘ eine Ideenwerkstatt mit Ursula und Tom Kristen sowie Vertreter*innen der Gemeinde statt. Anhand vorbereiteter Fragen galt es, den Blick zu schärfen, eigene Empfindungen zu ordnen und das ‚Bauchgefühl‘ in Worte zu fassen. Auf Basis der gemeinsam erarbeiteten Grundlage erstellten Ursula und Tom Kristen mögliche zukünftige Veränderungen in Form von virtuellen Bildern. Dabei wurden folgende Fragen berücksichtigt: Wie kann es gelingen, dem vorhandenen Ort seine Wertigkeit zurückzugeben? Wie viel Veränderung verträgt der Raum, wie viel Veränderung benötigt der Raum, damit das zentrale Erlebnis des Gottesdienstes wieder seinen Rahmen findet? Der Prozess zeigte auf, dass das von einigen Mitgliedern der Gemeinde gefühlte ‚Verlorensein‘ nicht am Kirchenraum selbst liegt, sondern am Sichtbarwerden der Leere durch die vielen freien Plätze in den Kirchenbänken und der gefühlten Distanz zu den liturgischen Orten. Deshalb erscheint das Ersetzen des historischen Gestühls durch eine flexibel einsetzbare Möblierung als zentrales Element einer Neuordnung. Der erstellte 3D-Raumplan zeigt, wie es möglich ist, die Gemeinde auf Augenhöhe vor oder um den Altar zu versammeln. Dem Wunsch nach einem kleinräumlicheren Zusatzangebot (Andachtsraum) kann nachgekommen werden, indem der Chorbereich bei Bedarf abgetrennt wird. Voraussetzung hierfür wäre ein weiterer Zugang. Eine Bereicherung der Kirchenraumnutzung durch Ausstellungen oder Konzerte wäre darüber hinaus ebenfalls denkbar. Die erarbeiteten analytischen Skizzen und animierten ‚Möglichkeitsräume‘ sollen eine Orientierungshilfe für die Kirchengemeinde sein, um ihre Wünsche und das Potenzial des Kirchenraums mit Laiengremien und Fachstellen fundiert zu diskutieren und Perspektiven zu formulieren.
Eröffnung Freitag, 8. September 2023, von 18 bis 21 Uhr
Was macht ein Zuhause aus? Ein Ort, ein Gefühl, Menschen, die uns nahestehen? „Wo bin ich zu Hause“ ist eine Frage, die sich die meisten Menschen an einem bestimmten Punkt auf ihrem Lebensweg stellen. Aus welchen Gründen diese Frage aufkommt oder wie sie beantwortet werden kann, ist jedoch sehr unterschiedlich. Ein Viertel der deutschen Bevölkerung hat keine eindeutige Antwort auf die Frage „Wo komme ich her?“ Was bedeutet Heimat heute und was hat sie mit den eigenen Wurzeln zu tun, in diesen bewegten Zeiten der modernen Ver- und Entwurzelung?
Verbunden mit vorangegangenen Generationen kreisen die beiden Künstlerinnen im Doppelpass VI die Frage „Wo bin ich zu Hause“ aus verschiedenen Positionen ein. In ‚Deine Hand auf meiner Schulter‘ kreiert Esther Zahel mit ihren Bildern ein Zuhause, egal wohin sie zieht und Judith Hummel macht sich auf die Suche nach dem Zuhause, das ihre Großmutter auf Grund eines Krieges verlassen musste.
„Wo komme ich her?“ ist die Frage, mit der Judith Hummel (*1982 in Freiburg im Breisgau, lebt und arbeitet in München) ihre Suche auf den Spuren der Großmutter, die 1944 aus dem rumänischen Banat nach Deutschland geflüchtet ist, überschreibt. Mit dieser Frage ist sowohl die geographische Verortung gemeint, als auch die familiäre Verbindung zu ihrer Mutter und Großmutter. Auf drei Etappen verfolgt sie die Route ihrer Großmutter – im ersten und letzten Teil gemeinsam mit ihrer Mutter Margret Hummel und der Kamerafrau Laura Kansy. 2019 gehen sie die erste Teilstrecke von Săcălaz, dem Heimatdorf der Großeltern, bis nach Szeged in Ungarn. 2021 geht Hummel begleitet von der Musikerin Evi Keglmaier in einer leeren Halle hin- und her, pandemiebedingt stellvertretend für die Reise durch Ungarn. Die dritte Etappe führt 2022 von St. Pölten nach Schärding durch Österreich. Während sie gehen, stellt die Tochter der Mutter jeden Tag eine andere Frage. Im Zurückgehen konfrontiert sich Judith Hummel mit der Vergangenheit, sucht gemeinsam mit ihrer Mutter nach Antworten und legt eine filmisch-performative Spur um die Felder Erinnerung und Körper.
Esther Zahel (1990 in Hanau, lebt und arbeitet in Augsburg) nähert sich malerisch der Frage, was ein Zuhause ausmacht. Sie bannt die Motive auf Leinwand, die sie in einem fiktiven, häuslichen Umfeld findet. Ihre Möbelstücke, Sessel, Kaffeemaschinen oder Torten berichten von einer vergangenen Zeit, die den Besucher*innen vertraut erscheinen. Die Installation ermöglicht ein Durchschreiten der gemalten Räume und durch das Einarbeiten von Fenstern, Türen oder Balkonelementen gewährt die Künstlerin Durchblicke und Verbindungen mit den filmischen Arbeiten von Judith Hummel. Esther Zahels Malerei könnte als Antwort auf unser Nomadentum und das Leben an verschiedenen Orten gelesen werden. Die Erinnerungsstücke können auf Leinwand an die verschiedensten Orte der Welt mitgenommen werden.
Vernissage Zur Eröffnung laden wir Sie und Ihre Freund*innen herzlich ein Freitag, 8. September 2023, von 18 bis 21 Uhr 19.30 Uhr Begrüßung Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands Einführung Benita Meißner
Programm Führung mit Esther Zahel Donnerstag, 5. Oktober 2023, 19 Uhr
Führung mit Judith Hummel Dienstag, 10. Oktober 2023, 19 Uhr
Katalogvorstellung und Gespräch Judith Hummel und Esther Zahel Donnerstag, 19. Oktober 2023, 19 Uhr
Ruth Geiersberger und Evi Keglmaier Performative Lesung mit Musik Donnerstag, 26. Oktober 2023, 19 Uhr
Finissage mit Musik Donnerstag, 9. November 2023, 19 Uhr
TatOrtZeit.Andacht in St. Paul mit Judith Hummel Sonntag, 19. November 2023, 20.15 Uhr
Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag, 12 bis 18 Uhr
Sonderöffnungszeiten Open Art 2023, jeweils 11 bis 18 Uhr Samstag, 9. September 2023 Sonntag, 10. September 2023
Lange Nacht der Münchner Museen 2023 Samstag, 14. Oktober 2023, 18 bis 24 Uhr
Eröffnung Do, 25.5.2023 Ausstellung bis Do, 3.8.2023
Künstler*innen Michaela Bruckmüller Miriam Ferstl Masami Hirohata Iwajla Klinke Barbara Köhler Miron Schmückle Sophie Schmidt Claudia Starkloff Michael von Brentano Franziska Wolff
Autor*innen Ingeborg Bachmann Gottfried Benn Inger Christensen Hilde Domin Nora Gomringer Andreas Gryphius Klára Hůrková Barbara Köhler Gertrud Kolmar Christian Morgenstern N.N. Rainer Maria Rilke Salomon Sappho Muhammad Schams ad-Din Hafis Kurt Schwitters Ludwig Steinherr Walther von der Vogelweide Johann Wolfgang von Goethe
„Nichts ist mit allem verbunden, alles ist mit etwas verbunden“ Donna Haraway
In der Ausstellung ‚Rosa Immergruen‘ werden Blumenmotive zum Spiegel unserer Gedanken und Gefühle. Die großen Themen des Lebens wie Liebe, Freude oder auch Trauer werden mittels Blumen seit Menschengedenken zum Ausdruck gebracht. Über verschiedene Regionen und Kontinente, Epochen und Systeme hinweg zeugen sie von der Verbindung des Menschen zur Natur.
Seit es Hochkulturen gibt, werden Blüten als Schmuckelemente eingesetzt und tauchen auch als Motiv in der Bildenden Kunst auf. Bis heute greifen internationale Künstler*innen einerseits die Tradition des Blumenstilllebens sowie der naturkundlichen Feldforschung auf; andererseits lösen sie das Thema aus diesen gattungsspezifischen Zusammenhängen und entwickeln es weiter.
Die zeitgenössischen Werke in der Ausstellung werden von Gedichten aus unterschiedlichen Epochen begleitet, die zu einer lyrischen Zeitreise einladen. Die eingesprochenen Gedichte umgarnen das Gesehene akustisch und machen die Bandbreite menschlicher Beziehungen zur Blume über alle Zeiten hinweg offenkundig. Im Kontrast dazu steht die Zerstörung von Lebensräumen sowie der unablässig voranschreitende Biodiversitätsverlust der heutigen Zeit. Solastalgie macht sich breit, die Sehnsucht nach einer lebendigen Natur ist spürbar, denn nicht nur wir, sondern zukünftige Generationen sind von ihr abhängig. Die von den Künsten verehrte Blüte scheint in ihrer unwiderstehlichen Pracht die Rolle einer Vermittlerin einzunehmen, die uns an dieses elementare Wechselspiel erinnert.
Die Arbeiten im Raum zeigen die Bedeutungserweiterung und die künstlerische Aktualität dieses Motivs: von der formalen Auseinandersetzung, dem Nachdenken über sich selbst, über gesellschaftspolitische bis zu genderspezifischen Fragestellungen. Was ist die Blume für uns heute? Welche Relevanz werden wir ihr in Zukunft einräumen? Die Blume erscheint in diesem Zusammenhang wie ein leeres Gefäß, in das alle, ob Kunstschaffende oder –betrachtende, eigene Interpretationen hineinfüllen können.
Der Ausstellungstitel ist entlehnt von der gleichnamigen Publikation ‚Rosa Immergruen – ein Florilegium‘ von Barbara Bongartz, Barbara Köhler, Suse Wiegand, Verlag für moderne Kunst Nürnberg, 2002.
Rosa Immergruen ist eingebettet in das Flower Power Festival der Stadt München, das vom 3. Februar bis 7. Oktober 2023 unter dem Motto „Natur feiern in der Stadt“ stattfindet. Ergänzt wird die Ausstellung durch ein vielfältiges interdisziplinäres Rahmenprogramm aus Performances, Führungen, Workshops für Kinder und Lesungen.
Programm
Eröffnung der Ausstellung Donnerstag, 25. Mai 2023, 18 bis 21 Uhr 19.30 Uhr Begrüßung Dr. Ulrich Schäfert, Geschäftsführender Vorstand Einführung Benita Meißner, Kuratorin
Der Geheime Garten Kinderworkshop mit Johanna Eder, Freitag, 26. Mai, 30. Juni, 14. Juli, 21. Juli 2023 jeweils 15 bis 16.30 Uhr
Offene Wörter•werkstatt Blumen und Gedichte mit Kilian Ihler Freitag, 9. Juni, 23. Juni, 7. Juli 2023 jeweils 15.30 bis 17.30 Uhr
Führungen mit der Kuratorin Dienstag, 20. Juni 2023, 19 Uhr Dienstag, 4. Juli 2023, 19 Uhr
Performance Sophie Schmidt Donnerstag, 13. Juli 2023, 19 Uhr
Potential Blumenwiese Blumen-Pflasterstein Produktion mit Claudia Starkloff Samstag, 15. Juli 2023, 11 bis 14 Uhr
Musikalische Performance Toffaha – Rasha Ragab und Christoph Nicolaus Donnerstag, 20. Juli 2023, 19 Uhr
Finissage Peng Peng Peng Nora Gomringer und Philipp Scholz Donnerstag, 3. August 2023, ab 18 Uhr
Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag, 12 bis 18 Uhr geschlossen Freitag, 9. Juni 2023
Sonderöffnungszeit zum Kunstarealfest Samstag, 15. und Sonntag, 16. Juli 2023, 11 bis 18 Uhr
Ausstellung im Rahmen des Flower Power Festival München
Mit freundlicher Unterstützung
Abb. Ausstellungsansichten Rosa Immergruen, DG Kunstraum 2023, Fotos: Gerald von Foris Ausstellungstitel entlehnt von der gleichnamigen Publikation ‚Rosa Immergruen – ein Florilegium‘ von Barbara Bongartz, Barbara Köhler, Suse Wiegand, Verlag für moderne Kunst Nürnberg, 2002